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Mythos Motorrad: Das Symbol der Freiheit

Kaum etwas ist im gesellschaftlichen Leben so begehrt wie die individuelle Freiheit. Dabei geraten die verschiedenen Schichten, Generationen und Wertegemeinschaften im Kampf darum immer wieder aneinander. Kein anderes Fahrzeug hat den Begriff der Freiheit in der Gesellschaft derart thematisiert und verkörpert wie das Motorrad.

Noch lange in den 80ern und 90ern, als ich schon einige Jahre Motorrad gefahren war, begegneten mir immer wieder Menschen und selbst gute Bekannte mit Begriffen wie „Rocker“, wenn ich mit meinem Motorrad vorfuhr und mit meiner schwarzen Motorrad- Lederjacke auftauchte. Sehr schnell wurde man in eine Ecke mit Kriminellen gestellt und als gefährlich abgestempelt. Ich habe nie wirklich verstanden, weshalb die Menschen dies taten, doch in Wahrheit verbarg sich dahinter wahrscheinlich bloss sehr viel Angst und Neid, die sich auf niederträchtige Weise zeigten.

Die Welt der Unfreien
In einer kleinen bürgerlichen Welt bestehend aus zahllosen gesellschaftlichen Zwängen und endlosen Vorschriften ist offensichtlich jeder dem anderen seine Freiheiten und Rechte neidisch. Und alles was ein anderer mehr besitzt, besonders Freiheit, ist Grund für Neid, Hass und Hetze. Wer anders ist und einer Minderheit angehört und einen anderen Lebensstil mit anderen Werten hat als die Mehrheit der Gesellschaft, wird deshalb diskriminiert und angegriffen. Die Motorradfahrer waren zu ihren Anfängen stets eine Minderheit, die für ein Gut stand, das nicht ihnen gehören sollte, nämlich die Freiheit.

Motorrad, das Symbol der Freiheit
Das Motorrad ist der Inbegriff der Freiheit schlechthin. Als Motorradfahrer fühlt man sich an nichts gebunden, man kann aufsitzen und davon fahren, weit weg in die weite Welt und sich von allen Zwängen los sagen. Nur der Fahrtwind bläst einem ins Gesicht, sonst ist man im Reinen mit sich selbst und fühlt sich nur eines: endlos frei. Dieses Gefühl ist geradezu berauschend. Und dieses Glück kann bei den „Motorradlosen“ Neid auslösen. Die Freiheit der einen und der Neid derer, die den Kampf um die Freiheit fürchten und sie deshalb nicht haben und entbehren müssen, steht als Ursprung gesellschaftlicher Konflikte, welche das Motorrad als Symbol individueller Freiheit ausgelöst hat. Das Motorrad bedeutet aber auch gleichzeitig mangelnden Schutz, grösseres Risiko und mehr Gefahr. Nichts ist um einen herum gebaut, das einem bei einem Sturz oder Unfall schützen würde. Diese Gefahr macht Angst, weniger den Motorradfahrern selbst, vielmehr den Angehörigen, den Unbeteiligten, der Gesellschaft. Warum tun die das, fragen sich die Kleinkarierten. Es herrscht deshalb von Grund auf ein Spannungsfeld zwischen absoluter Freiheit und mörderischer Gefahr, wenn es um das Motorrad geht. Diese Spannung im Sinne eines Nerven- kitzels auf faszinierende Art auf die Spitze zu treiben, wusste wohl niemand besser als der legendäre Evel Knievel mit seinen waghalsigen Motorrad-Stunts und –Sprüngen, die um die Welt gingen. Nichts zeigt deutlicher, dass es für ein Motorrad praktisch keine Grenzen gibt. Dieses Spannungsfeld zwischen bedrohender und anrüchiger Gefahr und er-lösender Freiheit wird dem Motorrad wohl immer erhalten bleiben, das macht wohl die Faszination dieses zweirädrigen Gefährten aus.

Der Wilde
Die Freiheit ist aber nicht alleine physisch zu verstehen, nein sie ist vor allem mental, psychisch und ideologisch. Allzu schnell musste gerade die Ideologie der Freiheit mit der sittenstrengen Gesellschaft der 40er, 50er und 60er Jahre in Konflikt geraten. Das Motorrad symbolisierte damals den Ausbruch aus den gesellschaftlichen Zwängen und die Befreiung aus der Unterordnung an deren Werte. Allzu schnell wurden deshalb aus Motorradfahrern kriminelle Gang- mitglieder und Outlaws gemacht, welche die gesellschaftliche Ordnung bedrohten und für Aufruhr sorgten. Exemplarisch dafür steht der Film „Der Wilde“ aus dem Jahre 1953 mit Marlon Brando in der Hauptrolle, der für die Lossagung der Jugend gegen die bürgerlichen Zwänge steht und der daraus entstehende Konflikt. Er entstand in Anlehnung an die Ausschreitungen nach einer Motorradveranstaltung 1947 im kalifornischen Hollister. In Deutschland kam der Film 1955 in die Kinos, wo er mitunter für die späteren „Halbstarken-Krawalle“ verantwortlich gemacht wurde, in Grossbritannien wurde der Film sogar bis 1968 verboten. Das verruchte Image des Motorradfahrers und des Motorrades schlechthin wurden gesellschaftlich durch solche Filme geprägt. Das Motorrad hat wie kein anderes Fahrzeug diese gesellschaftliche Spannung, die zwischen Generationen, Schichten, Kulturen, Mentalitäten und Werteunterschieden bestand, zu Tage gefördert und immer wieder diesen tief liegenden, schwelenden Konflikt an die Oberfläche gebracht.

Gesprengte Ketten
Eines der schönsten filmischen Exemplare, welche das Motorrad als Symbol der Freiheit darstellt, liefert die Flucht des Kriegsgefangenen Captain Virgil Hilts, gespielt von Steve McQueen, im Film „Gesprengte Ketten“ aus dem Jahre 1963, der den Massenausbruch aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager im 2. Weltkrieg thematisiert. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Nachdem es Captain Virgil Hilts (Steve McQueen) geschafft hat, mit zahlreichen anderen Gefangenen auszubrechen, muss er sich, so will es der Plan, alleine durchschlagen. Dabei gelingt es ihm auf der Flucht aus Deutschland, der deutschen Wehrmacht ein Motorrad zu stibitzen, mit dem er sich auf die Flucht in Richtung Schweizer Grenze begibt. Auf dem Weg in die rettende Schweiz überquert er dabei ungehindert und frei Feld und Wiesen, losgelöst vom Zwang auf die Strasse, und springt mitunter waghalsig über eine Grenzabzäunung der Nazis, wenngleich ihm die glückliche Flucht im Film am Schluss verwehrt bleiben soll. Diese Szene hat es in sich, das Motorrad ist hier der rettende Engel, der ihn durch die Lüfte hebt und ihn (beinahe) in die Freiheit gelangen lässt. Steve McQueen, der selbst ein Freiheits-, Geschwindigkeits- und Motorradfanatiker war, kam nicht nur zum Drehort mit dem Motorrad, sondern er spielte die Flucht-Szene auf dem Motorrad selbst. Das Motorrad symbolisiert einmal mehr, wie es dem Flüchtigen den Weg aus der Gefangenenschaft in die Freiheit ebnet.

Easy Rider
Die Rocker, womit motorradfahrende Gangs und Motorradfahrer verstanden werden, die sich in Motorradclubs organisieren, brachten das Motorrad etwas in Verruf. Die Mitglieder einzelner Clubs liebten und lebten die Freiheit über das Mass der gesellschaftlichen Akzeptanz und gerieten mit dem Gesetz in Konflikt. Sie wollten tun und lassen, was sie wollten, sie wollten frei sein. Der Haken an der Geschichte dabei war, dass die Gesellschaft sehr schnell dazu überging, alle Motorradfahrer in einen Topf zu werfen und als Kriminelle zu diskriminieren. Aus dem Freiheitswillen wurde so ein Akzeptanzproblem der Motorradfahrer, was am Ende die Einschränkung der Freiheit nach sich zog. Bis heute haben sich diese Vorurteile in sehr konservativen, sittenstrengen und spiessigen Gesellschaftskreisen gehalten. Ein ausgezeichnetes Beispiel für den schlechten Ruf und die gesellschaftliche Ausgrenzung von Motorradfahrern in der Gesellschaft und auch die ungerechte Behandlung dieser Gesellschaftsgruppe liefert der Film „Easy Rider“ aus dem Jahre 1969 mit Peter Fonda und Dennis Hopper in den Hauptrollen. Die beiden Helden des Filmes, die als drogendealende Hippies dargestellt werden, wollen frei und friedlich durchs Land ziehen, doch dem konservativen Bürgertum passen deren Werte nicht. Sie werden von den Bürgern schlecht behandelt, diskriminiert, ausgegrenzt, verfolgt, angegriffen und schliesslich sogar grausam umgebracht, einfach weil sie frei und anders sein wollten, als die konservative Gesellschaft es wollte. Der Film basiert ebenfalls auf einer wahren Begebenheit: In den 60er Jahren waren zwei Motorradfahrer in Südstaaten grundlos ermordet worden, einfach weil es Motorradfahrer waren und die wohl nicht ins spiessige Gesellschaftsbild passten. Das Motorrad symbolisiert den Ausbruch aus der kleinbürgerlichen Wertewelt und die Befreiung von deren Zwängen. Nicht umsonst ist Easy Rider auch heute ein absoluter Kultfilm.

Terminator II
Und selbst in der jüngeren Vergangenheit lässt sich ein filmisches Beispiel herbeiziehen. In diesem Falle spreche ich von einer Verfolgungsjagd im Film „Terminator II“ mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Ein moderner Roboter reist aus der Zukunft in die Gegenwart zurück, um den jungen John Connor, der einst in der Zukunft der vermeintliche Retter der Menschheit sein soll, vor einem noch moderneren Terminator zu retten, der ebenfalls in die Gegenwart gereist ist, um ihn zu töten. In der Szene flüchtet der junge Connor auf einer kleinen Enduro vor dem moderneren Terminator, der ihn mit einem Laster verfolgt. Der Terminator gespielt von Arnold Schwarzenegger folgt den beiden mit einem grösseren Chopper, überholt den Laster mit einem waghalsigen Manöver und rettet den jungen John Connor aus der unmittelbaren Lebensgefahr. Der Motorradfahrer befreit das vermeintliche Opfer.

Es liessen sich ohne grosse Mühen sicherlich weitere Beispiel nennen, aber diese grossen Filme belegen auf eindrückliche Weise, welche Symbolik dem Motorrad stets zugeschrieben worden ist und wird und welche Bedeutung es in der Gesellschaft hat. Das Motorrad ist ein Symbol der Freiheit und daran hat sich bis heute nichts geändert und das ist auch gut so.

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